Moin, moin, mein Name ist Nicole Döhring (blind) und ich habe das Rufzeichen DL1END. Mein QTH ist Eckernförde. Am 25.11.2014 habe ich die Amateurfunkrüfung bei der Außenstelle der Bundesnetzagentur in Hamburg absolviert. Mein Rufzeichen und die Lizenz der Klasse A bekam ich am 01.12.2014.
Wie lernt man als vollständig Erblindeter für die Amateurfunklizenz?
Am 22.05.2013 habe ich angefangen erst einmal für die Einsteigerlizenz, die Amateurfunkklasse E, zu lernen. Über den Ortsverband von Eckernförde, M01, habe ich an einem Fernlehrgang von Eckard Moltrecht DJ4UF teilgenommen. Dieser Fernlehrgang enthielt 19 Lektionen. 18 Lektionen musste ich davon ausfüllen. Diesen Fernlehrgang habe ich zusammen mit Jürgen, DF2DX, vom Ortsverband Eckernförde, sowie mit Roland DL1SET durchgeführt. Jürgen unterstützte mich hauptsächlich in der Technik. Roland, hatte mich in der Betriebstechnik, sowie den Vorschriften für die anstehende Amateurfunkprüfung vorbereitet. Eigentlich waren es 20 Lektionen bei der Klasse E, da es ab der Lektion 0 bis einschließlich 19 ging.
Zu den Fernlehrgang gibt es Begleitbücher von Eckard Moltrecht. Da ich die Bücher als Blinde nicht lesen kann, hatte sie mir Roland vorgelesen.
Prüfungsfragen, die Schaltbilder enthielten, kamen natürlich nicht in Frage. Ein vollständig erblindeter Mensch kann diese Schaltbilder nicht sehen. In der Technik wurde mir sehr viel erklärt. Aber es wurden mir auch Modelle gezeigt, wie zum Beispiel ein Kondensator oder eine Spule aussieht, bzw. sich anfühlt.
Aber ich habe auch viel dazugelernt was die Technik anbelangt. Vor allem war es eine große Herausforderung die ganzen Formeln im Kopf zu behalten und zu verstehen. Auch in der Betriebstechnik und in den Vorschriften sind Themen behandelt worden, die für mich sehr interessant waren. Einige kannte ich schon ein wenig, da ich diese Themen in einer früheren Umschulung schon einmal ansatzweise durchgenommen habe.
Nachdem ich mit dem ganzen Lernstoff durch war hieß es für die Prüfung zu trainieren. Dafür habe ich das Simulationsprogramm benutzt, was Junghard, DF1IAV, unter sich hat. Er hat zwei verschiedene Varianten im Simulationsprogramm. Eine davon ist für blinde Menschen geeignet. Diese Variante für Blinde enthält nur Textfragen. Wenn Ihr das mit dem Simulationsprogramm ausprobieren möchtet, dann sind hier die Links dazu.
Der erste Link ist für die Klasse E.
Hier geht es zu den genannten AFuP-Trainer für Blinde: www.afu-blindenausbildung.a36.de/blinden_afu_trainer.html
Wenn Ihr euch die Prüfungsfragen durchlest und die Antworten dazu, dann braucht Ihr nur den Haken bei der richtigen Antwort setzen. Sei es Antwort A, B, C, oder D. Den Haken könnt Ihr mit der Leertaste setzen.
Wir blinde Menschen können uns am Computer fortbewegen, indem eine Braillezeile am Computer angeschlossen ist, die den Text in Blindenschrift überträgt. Und da wir den Mauszeiger nicht sehen können, bewegen wir uns mit Tastenkombinationen fort.
Die Homepage pflegt Falk Ziems, DO5HBF. Auf der Internetseite findet Ihr weitere Informationsmaterialien für die Ausbildung zur Amateurfunklizenz. Hier der Link: www.afu-blindenausbildung.a36.de
Für die Prüfung habe ich vom 07.12.2013 bis zum 10.03.2014 trainiert. Ich habe die Antworten der Prüfungsfragen mehrmals durchgelesen. Hauptsächlich die Antworten, in denen Zahlen vorkamen. Diese Antworten hatte ich auswendig gelernt, da ich mir keinen wissenschaftlichen Taschenrechner mit Sprachausgabe leisten kann. So ein wissenschaftlicher Taschenrechner mit Sprachausgabe, der alle Rechenarten beherrscht, kostet bis zu 500 Euro. Daher blieb mir nichts anderes übrig, als die richtigen Antworten auswendig zu lernen.
Natürlich habe ich den Ausbildungsfunkverkehr nicht vergessen. Unter Rolands Aufsicht habe ich den Ausbildungsfunkverkehr unter dem Rufzeichen DN3SET durchgeführt.
Am 12.03.2014 hatte ich bei der Bundesnetzagentur Hamburg die Prüfung für die Klasse E absolviert, welche ich auch bestanden habe.
Einige Tage musste ich noch auf mein Rufzeichen warten, bis ich es ca. 2 Wochen später mit der Amateurfunklizenz erhalten habe.
Es folgte eine kleine Pause, um für die Klasse A weiter zu lernen. Aber ich muss sagen, dass alle Themen, die in der Technik der Klasse E behandelt wurden, in der Technik für die Klasse A noch ausführlicher beschrieben wurden. Die Lektion 3 ist eine der schwierigsten Lektion. Als ich diese hinter mir hatte, hatte ich das Gefühl mir platzt gleich der Kopf.
Aber zum Teil waren die Themen sehr gut zu begreifen, da auch Prüfungsfragen dabei waren, die auch schon in der Klasse E behandelt wurden. Der einzige Unterschied war, dass diese Prüfungsfragen nur unter einer anderen Fragenummer behandelt wurden.
Wenn man von der Klasse E auf die Klasse A aufstockt kommt nur noch die Technik dran, da ja in der Klasse E bereits die Betriebstechnik und die Vorschriften behandelt wurden. Am 18.03.2014 begann ich mit der ersten Lektion und war am 31.08.2014 mit den 20 Lektionen fertig. Ab da folgte wieder das Trainieren mit dem Simulationsprogramm für die Prüfung. Am 25.11.2014 habe ich die Prüfung mit 92 Prozent bestanden und ich musste nur eine Woche warten bis ich die Lizenz mit dem personengebundenen Rufzeichen erhielt. Ich beantragte bei der Bundesnetzagentur auch ein Ausbildungsrufzeichen, welches DN3END lautet.
Wie nimmt die Bundesnetzagentur von einem vollständig erblindeten Mensch die Prüfung ab?
Da die Bundesnetzagentur die technischen Hilfsmittel für Blinde Menschen nicht zur Verfügung hat, werden die Prüfungen einzeln mündlich abgenommen.
Bei beiden Amateurfunkprüfungen Klasse E und Klasse A teilte ich Der Bundesnetzagentur mit, dass ich mit dem Blinden-AFU-Trainer gelernt hab und auch damit geprüft werden möchte.
Der Prüfer der Bundesnetzagentur, Außenstelle Hamburg, ging auf meinem Wunsch ein und las die Prüfungsfrage mit den Lösungsvorschlägen vor, so dass ich ihm die Lösung nannte.
Zum Beispiel A, B, C, oder D.
An Dieser Stelle möchte ich mich bei allen, die mir geholfen haben, noch einmal sehr herzlich bedanken.
Nun kann ich mich meinem Amateurfunkhobby widmen. Ach ja und meinem Blindenführhund Afra, muss ich noch die deutsche Sprache bei bringen, damit er auch eine Amateurfunklizenz absolvieren kann HIHIHI.
Vy 73 es 55 de Nicole DL1END